Das neue Normal des 21. Jahrhunderts ist die multiple Krisenlage. Neben den Nachwirkungen der globalen Covid-Pandemie sehen wir uns mit der Klimakrise, finanzieller Instabilität, wachsender wirtschaftliche Ungleichheit bei schwächelndem Wachstum, einer Krise der liberalen Demokratie und geopolitischen Konflikten konfrontiert. Diese längerfristigen globalen Entwicklungen auf Makro-Ebene scheinen nur lose miteinander verbunden zu sein, doch es gibt ein großes Thema, das all diese Probleme verstärkt. Die Wohnungsknappheit.
Aktuell werden zu wenige Wohnungen dort gebaut, wo Menschen leben wollen. Das ist nicht allein das Problem des „heute“, sondern vielmehr ein Zusammenspiel der Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte. Mit zunehmender Ungleichheit ist die Wohnungsfrage eine der zentralen sozialpolitischen Herausforderungen der Gegenwart geworden. Gleichzeitig sieht sich die Bauwirtschaft mit der Klimakrise konfrontiert. Der Bausektor ist weltweit für etwa 40% der CO2 Emissionen verantwortlich. Das Wohnen wird somit zu einer komplexen Problemstellung.
Um tragfähige Lösungsansätze für dieses komplexe Geflecht an Zusammenhängen und Abhängigkeiten des Wohnens zu entwickeln, braucht es neue Zusammenschlüsse und Initiativen, die sich auf politischer Ebene diesen komplexen Dynamiken in unterschiedlichen Maßstäben, Formaten und Zusammenhängen widmen. Für welche Forderungen gilt es jetzt zu kämpfen? Wie könnte so ein Zusammenschluss aussehen? Wie kommuniziert man zwischen Politik, Zivilgesellschaft und anderen AkteurInnen? Der Club Hybrid wird zum Labor für ein neues architektonisches, politisches, zivilgesellschaftliches Format. Architektur ist mehr als der gebaute Raum, es braucht „Neue Verbündete“.
Epilog
Was im Sommer 2022 im Rahmen von Angelika Hinterbrandners Residency im Club Hybrid unter dem Titel Neue Verbündete gestartet ist, hat sich weiterentwickelt. Das lose Austauschformat, das zu Beginn des Jahres seinen Lauf nahm, heißt jetzt: spaceforfuture.org.
spaceforfuture.org forscht, kommuniziert und vernetzt Menschen zu Themen der gebauten Umwelt und Raumpolitik. Das Projekt ist in der Wohnungsdebatte verwurzelt und steht für einen erschwinglicheren, nachhaltigeren und gerechteren Zugang zu Raum für die 99%. Sowohl in der zivilgesellschaftlichen Debatte als auch bei politischen Entscheidungsträger:innen mangelt es an Detailwissen und Substanz hinsichtlich politisch-strategischer Überlegungen im Bereich Wohnen – spaceforfuture.org ist darauf spezialisiert, inhaltliche Nuancen zu vermitteln. spaceforfuture.org ist ein Rahmen für den Austausch von Wissen und die Verhandlung des Diskurses um Raum in ganz Europa und darüber hinaus.
Das spaceforfuture.org-Team besteht derzeit aus 6 Akteur:innen, Architekt:innen, Urbanist:innen, Forscher:innen und Kommunikator:innen, die sich Anfang 2022 zusammengefunden haben, um über Grenzen, Disziplinen und ihre unterschiedlichen Hintergründe hinweg Ansätze zur Bewältigung der europäischen Wohnungskrise zu finden. Sie versuchen, neue Verbindungen in ganz Europa aufzubauen, während sie asynchron zwischen Berlin, Brüssel, Köln, Graz, London, Wien und Zürich zusammenarbeiten.
Das derzeitige Team besteht aus Julius Grambow, Angelika Hinterbrandner, Rebekka Hirschberg, Jonas Illigmann, Martin Röck und Jomo Ruderer.
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Initiiert von
Angelika Hinterbrandner lebt in Berlin als freiberufliche Redakteurin, Projektmanagerin und digitale Strategin – hauptsächlich, aber nicht ausschließlich – im Bereich der Architektur. Sie hat Architektur an der TU Graz und an der Chinese University of Hong Kong studiert. Erfahrungen als Architektin sammelte sie bei MVRDV, Buchner Bründler Architekten. Von 2018/2019 war sie für ARCH+ tätig und u.a. für die Ausgaben Projekt Bauhaus 3: Datatopia und Posthumane Architektur verantwortlich. Seitdem arbeitet sie bei Brandlhuber+ und für das digitale Architekturmagazin Kontextur. Seit 2021 ist sie Teil des Lehrteams von station+ an der ETH Zürich/Studio Arno Brandlhuber.
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