Wir laden euch herzlich zu einem gemütlichen Abend mit Lesung von Peter Pessl und Christoph Szalay ein, moderiert von Paul Pechmann und mit musikalischen Improvisationen von Michael Fischer. Organisiert vom Ritter Verlag. Bei freiem Eintritt
Peter Pessl
Ah, das Gasthaus der Wilderness!
Prosagedichte
Von Prosa- und Dialogsplittern begleitete Gedichte erschaffen Welten, in denen sich alle Grenzen aufheben: zwischen Menschen und anderen belebten und unbelebten Naturerscheinungen, aber auch dem Übernatürlichen in Gestalt von Göttern und Dämonen. Bäume, Flüsse, Tiere: ein jedes spricht für sich und ist zugleich Teil eines zentrumslosen Ganzen, einer Wilderness, deren Gesetze sich als weit wirkmächtiger erweisen als menschliche Macht- und Tauschwertlogik. Zur Überschreitung herkömmlichen Verstehens tendiert auch Pessls Sprachform, deren kühne Wortprägungen und -verbindungen die Zügellosigkeit der vitalen und vegetativen Sphären ins Recht setzen. Unüberhörbar sind in Peter Pessls Anti-Bukolik Störgeräusche einer in Auflösung begriffenen Zivilisation, deren Vereinnahmung ein fluktuierendes Ich zu entgehen versucht. Peter Pessls Gasthaus der Wilderness ist ein Buch poetischer Entfesselung und Opulenz, das sich mit Nachdruck Konventionen von Verständigungsliteratur entzieht.
Peter Pessl, geboren 1963 in Frankfurt/Main, seit 1984 freier Schriftsteller, Radiokünstler und Zeichner. Nach Jahren in Graz, in der Südsteiermark und in Latium lebt er in Wien und als Landmann und Bienenzüchter im Südburgenland. Zuletzt im Ritter Verlag erschienen: Wiesenrom! Wiesenmein! (2015) Mamamaus Mandzukic (2018) Der Schwertkönig und die Biene (2020
Christoph Szalay
Vom besseren Leben
Christoph Szalay unterzieht in seinem Text „Vom besseren Leben“ überlieferte Vorstellungen vermeintlich unberührter Natur einer dichterischen Revision. Es geht um jene Räume, die landläufig von sentimentalem Kitsch und reaktionären Ideologien besetzt sind: Aufmarschgebiete touristischer Mobilmachung.
Szalays hybride poetische Gebilde, die sich aus Wort- und Satzmaterial aus wissenschaftlicher Naturbeschreibung ebenso wie aus traditioneller Dichtung und Pop-Zitaten, Werbung und Folklore, aber auch sensiblen persönlichen Beobachtungen aufschichten, verweisen auf die Bruchlinien zwischen alpiner Kulturlandschaft und einer von der Bergsportwirtschaft ausgebeuteten „Wilderness“.
In der poetischen Anverwandlung des Vokabulars unterschiedlicher Fachsprachen und Diskurse erzeugt der Autor vor unseren Augen und Ohren eine singuläre Sprachlandschaft: Wort- und Satzformationen von lapidarer Kargheit ebenso wie von gleißender Buntheit oder synästhetischer Harmonie. Christoph Szalay lässt aus solcher Disparatheit existenzielle Risse zwischen heutigen life-styles“ und Natur-Sehnsüchten spürbar werden.
Christoph Szalay, geboren 1987 in Graz, lebt in Bad Aussee; Studium der Germanistik in Graz sowie Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Transdisziplinäre Arbeiten in unterschiedlichen Konstellation und Zusammenhängen, u.a.: Laufen als ästhetische Praxis, Graz 2021 (https://www.derstandard.at/story/2000128969499/visit-graz-vom-mehrwert-des-stadtlaufens), Alpensprache Rohrmoos, gemeinsam mit Frieda Paris, Klang- Film-Theater Schladming sowie Alte Schmiede, Wien 2021.
Preise/Stipendien (u.a.): Jubiläumsfondsstipendium Literar Mechana 2021-22, Alice Salomon Poetik Preis 2019, Stipendiat Akademie Schloss Solitude (2018-2019), Wolfgang Weyrauch Förderpreis 2017.
2020 erschien sein Lyrikband RÆNDERN im Ritter Verlag.
Michael Fischer, musician-composer, arbeitet im Bereich experimentelle und frei improvisierte Musik seit Mitte der 90er Jahre an der Sprachimmanenz von Klängen, sowie deren dramatischer und skulpturaler Evidenz, lebt in Wien. Interdisziplinäre Zusammenarbeiten für Festivals sowie guest-lectures in Europa, USA, und Japan.
http://m.fischer.wuk.at/works.htm
insta: michael_fischer_sound_spaces